
Was es Neues im Kloster gibt? Die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz erklärt.
Was es Neues im Kloster gibt? Wir haben bei Fabian Bruns von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz nachgefragt.
Führungen und Veranstaltungen
Wann bietet sich Besucher:innen die Gelegenheit, den textilen Schatz - die mittelalterlichen Paramente – und den Gebäudekomplex zu besichtigen?
Das Kloster ist für jeden geöffnet und kann jederzeit auf Anfrage mit Gruppen kostenlos besichtigt werden. Öffentliche Führungen finden zurzeit jeden 1. Dienstag im Monat statt. Auf Anfrage finden auch Sonderführungen zu verschieden Themen statt, darunter „Architektur“, „Charlotte von Veltheim“, „Paramente“ „Männersaal und Klosterbibliothek“ und „Geschichte“.Die SBK plant für dieses Jahr weitere Aktionen, um das Kloster für eine breitere Gruppe zu öffnen und das Kulturgut der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Können Sie da schon mehr verraten?
Neben den bisher etablierten Konzerten und Ausstellungen gibt es auch konzeptionelle Ideen, die zurzeit umgesetzt werden. Zuviel möchte ich noch nicht verraten, aber: Der Umbau des Paramentensaals zum zentralen Ort für Lesungen und Konzerte neben der Kirche ist in vollem Gange. Es handelt sich dabei um den bedeutsamsten und schönsten Raum des Klosters. Außerdem wird am Kreuzgang ein Ausstellungsraum für künstlerische Arbeiten geöffnet.Auch wird die Ausstellung in der Schatzkammer neu ausgerichtet und um das wertvollste Stück des Klosters ergänzt. Worum es sich dabei genau handelt? Das bleibt bis zur Eröffnung geheim, verraten sei allerdings: Es ist aus Holz und nicht aus Stoff…
Welche Konzerte erwarten uns beispielsweise in der zweiten Jahreshälfte?
Die SBK veranstaltet mehrere hochkarätige Konzertreihen, neben denen im Kloster Marienberg auch die Domkonzerte in Königslutter und die Walkenrieder Kreuzgangkonzerte. Ein besonderes Highlight ist sicherlich die Sommernacht am Kaiserdom, die dieses Jahr am 08. und 09. August in Königslutter stattfindet.Das Programm für Marienberg bietet weiterhin eine Mischung aus Spiritualität, Kunst, Musik und auch Spaß!
Gibt es einen besonderen Platz im Kloster oder auf dem Gelände, den Sie Besucher:innen zum Innehalten empfehlen?
Ein besonders schöner Ort, der erst seit diesem Jahr auch für Führungen geöffnet ist, befindet sich hinter dem Chor der Klosterkirche und innerhalb der Klostermauern: Der Lustgarten der Domina bezaubert nicht nur durch die Jahreszeiten mit seinen farbenfrohen Pflanzen und dem liebevoll gepflegten Ambiente- es ist ein Ruheort mitten in der Stadt und im Herzen des Klosters. Mit Blick auf die Kirche und den hölzernen Laubengang zum Klosterturm hin, ist es ein Ort, an dem man die Magie der Jahrhunderte spüren und Energie für das Kommende sammeln kann. Überzeugen Sie sich selbst!Zur Architektur und zum "Heute"
Was macht die Architektur des Klosters besonders?
Das Kloster St. Marienberg in Helmstedt geht in seiner Grundstruktur auf die Erbauungszeit Ende des 12. Jahrhunderts zurück, wurde mehrfach verändert, vor allem im Spätmittelalter, im Barock und dann noch einmal im 19. Jahrhundert. Der vierflügelige Kreuzgang gruppiert sich um einen Kreuzganginnenhof, in dem seit jeher die Angehörigen des Konvents begraben wurden. Der Nordflügel ist nach Osten hin verlängert und bildet so die nördliche Begrenzung des ehemaligen Lustgartens der Domina. An den Südflügel des Kreuzgevierts schließt sich die Klosterkirche an. Diese weist viele spannende Architekturschätze und Besonderheiten auf, die man als Besucher:in entdecken kann. Bemerkenswert ist auch der erst im 19. Jahrhundert errichtete Klosterturm, der gegenüber der Kirche in Richtung Stadtzentrum schaut.Zurzeit werden Unternehmungen angestrebt, die das Kloster mit seiner jahrhundertealten Tradition und einer nachhaltigen Nutzung zukunftsfähig machen werden. Können Sie da genauer drauf eingehen?
Die wechselvolle Geschichte des Klosters zeigt uns vor allem eins auf: Ein Kloster mit Leben zu füllen war und ist nicht einfach. Nach dem Ende des letzten Konvents (1989-2024) entstand für die SBK die Chance das Kloster in eine nachhaltige Nutzung zu überführen, die der Würde des Ortes gerecht wird. Wir führen Gespräche mit unterschiedlichsten Akteuren um Bedarfe zu ermitteln und das Kloster neu zu erfinden. Gemeinsam wurde ein Wandlungsprozess angestoßen, der ein neues Kapitel im Kloster aufschlägt und den Grundgedanken „Gemeinsamkeit“ nicht nur lokal, sondern auch regional und darüber hinausträgt.Wie sieht das heutige „Leben“ im Kloster St. Marienberg aus?
Das Kloster St. Marienberg ist wieder ein lebendiger Ort, der durch die unterschiedlichsten Akteure aus den Bereichen Kunst, Kultur, Kirche, Musik, Malerei, Verwaltung und natürlich den Besucher:innen aufblüht. Die vielen spannenden Gespräche vor Ort geben uns Motivation und Unterstützung für die Weiterentwicklung dieses besonderen Kraftortes. Konzerte, Lesungen oder unser Familienpicknick am 1. August bringen Menschen zusammen und öffnen das Kloster mehr und mehr.Kurz vorgestellt und Geschichte des Klosters
Können Sie sich kurz vorstellen?
Mein Name ist Fabian Bruns, ich bin Kulturmanager der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.Klingt spannend, aber was macht denn ein Kulturmanager eigentlich?
Zum Kulturmanagement gehört auch die kulturtouristische Inwertsetzung der stiftungseigenen Liegenschaften, davon haben wir einige herausragende, wie zum Beispiel die Ruine des Zisterzienserklosters in Walkenried mit Museum, den Kaiserdom in Königslutter, die Klosterkirche in Riddagshausen oder eben das Kloster St. Marienberg in Helmstedt mit seinen Kulturschätzen und seiner wechselvollen Geschichte.Können Sie kurz etwas über die Geschichte des Klosters erzählen?
Dieses Kloster ist ein ganz besonderer Ort im Braunschweiger Land: Bereits seit seiner Gründung 1176 ist es ein Damenstift gewesen. Es liegt außerhalb der Stadtmauern von Helmstedt auf dem Marienberg und gehörte bis zur Reformation zur Diözese Halberstadt. Der Konvent, der nach strengen Regeln vergleichbar denen in Nonnenklöstern lebte, sollte nach einer Urkunde des 13. Jahrhunderts nicht mehr als 40 Mitglieder umfassen, dazu kamen vier Laienschwestern und eine unbestimmte Zahl Laienbrüder. An der Spitze des Konvents stand die Äbtissin gemeinsam mit einem Propst. Im Laufe des Mittelalters wurde offenbar das strenge Klosterleben gelockert, so dass in St. Marienberg eine Klosterreform durchgeführt wurde. Missstände sollten beseitigt und das Leben gemäß der Ordensregeln wieder hergestellt werden. Dies betraf vor allem das Verbot von Privatbesitz, die Einhaltung der Klausur und das Tragen einheitlicher Tracht. Nach den Textilien zu urteilen, die in dieser Zeit entstanden, erlebte das Kloster damals seine kulturelle Blüte. Mit der Reformation, die, nach anfänglich starkem Widerstand der Stiftsdamen ,1568/69 endgültig eingeführt wurde, kam der große Umbruch: Durch die Begrenzung auf nur noch 6 Konventualinnen und eine Priorin entstand eine völlig neue Struktur. Die neuen Aufgaben, die Herzog Julius in seiner Kirchen- und Klosterordnung für Damenstifte in seinem Territorium vorsah, lagen schwerpunktmäßig auf der Vorbereitung der Frauen auf ihr Leben als Ehefrauen und Mütter – das Verlassen des Klosters war so vorgesehen.In der Barockzeit lockerte sich die klösterliche Gemeinschaft allmählich auf. Oftmals wohnten die Konventualinnen gar nicht mehr im Kloster. Mit einer Konventualinnenstelle verband sich weniger geistliches Leben als eine Möglichkeit der Existenzsicherung. In Folge der Säkularisation verfiel das Kloster zusehends. Die vier Damen, aus denen der Konvent nur noch bestand, vertrieben sich die Zeit, wie es hieß, in dem „verfallenen, unheimlich öden Kloster“ mit Kartenspielen.
Mit Domina (so hießen die Äbtissinnen seit dem 18. Jahrhundert) Charlotte von Veltheim (1832-1911) begann für den Konvent eine neue Zeit. 1862 bezog sie im Alter von 30 Jahren die Klostergebäude.
Charlotte gelang es, tatkräftige Frauen in den Konvent zu berufen und das geistlich-religiöse Leben wieder in den Vordergrund zu rücken. Sie sorgte dafür, dass die maroden, verfallenen Gebäude instandgesetzt wurden und ließ, ganz vom Geist der Inneren Mission angetrieben, ein Krankenhaus errichten. Außerdem leistete sie Pionierarbeit in der evangelischen Paramentenarbeit, bis Charlotte von Veltheims Konvent 1984 ausstarb.
Führungen im Kloster St. Marienberg:
Öffentliche Führungen finden jeden 1. Dienstag im Monat um 14 Uhr statt, Treffpunkt ist der Haupteingang der Kirche. Ansonsten ist das Kloster ist auf Anfrage geöffnet und steht für kostenlose Gruppenführungen zur Verfügung. Anfragen an: Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Telefon: 0531 70742-0, E-Mail: info@sbk.niedersachsen.de
Und wenn du einen größeren Ausflug machen möchtest, gibt es Rund um das Kloster verschiedene Wander- oder Fahrradtouren:
https://www.freizeitregion.de/tour/rw-4-waelder-wanderweg
https://www.freizeitregion.de/tour/romanik-route
https://www.freizeitregion.de/tour/rundtour-braunschweiger-land
Mit dem Angebot an regelmäßigen Veranstaltungen - von Abendandacht bis Konzert - wird das Kloster mit Leben gefüllt und erlebbar gemacht. Wir freuen uns auf das Familienpicknick Anfang August 2025, das wird auf jeden Fall ein schöner Teamausflug!
Und das Hörstück "Der Prozess III Honecker" ist ein absolutes Highlight - zu erleben von September bis Oktober 2025.
Unsere Empfehlung
In der Nähe